Klettern und Wandern in den Blue Mountains
Silke | 9. April 2012 | 03:51Die Blue Mountains sind nur ca. 90 Zugfahrminuten von Sydney entfernt und sind in der Konsequenz ein beliebtes Weekend-getaway für die Bewohner der Metropole. Kann man verstehen. Spektakuläre Felsformationen türmen sich als steile Wände zu Kesseln auf, die über und über mit Eukalyptuswald bewachsen sind. Durchzogen ist der Naturpark von Wanderwegen aller Schwierigkeitsgrade und Ansprüche. Aber nicht nur Wanderer kommen auf ihre Kosten. Die Blue Mountains sind auch eine interessantes Kletterrevier. Der Fels ist interessant strukturiert und hat sehr gute Reibungseigenschaften. Viele Wände sind beachtlich hoch, so dass auch Multipitchbegehungen möglich sind. Also packten wir die Gelegenheit beim Schopf und trafen Jules, Andrew und Jim sowie ihre zwei Freunde Geanie und AJ aus Neuseeland in ihrem gemieteten Ferienhaus in Blackheath, um mit ihnen zwei Tage an den Fels zu gehen, bevor wir uns in den Trubel der australischen Hauptstadt stürzen würden.
Limestone vom Feinsten fanden wir am ersten Klettertag vor. Eine großartige, steile Wand durchzogen von vielfältigen Strukturen, die interessante Routenführungen und Moves erlaubt. Es war ein echtes Highlight. Selbst in den moderaten Graden (18/19), die wir geklettert sind, waren alle Touren sehr gut abgesichert und ausnahmslos ein einziges Vergnügen. Richtig tolle Bewegungen und spannende Stellen machten das Klettern an diesem Tag zum Begeisterungsauslöser. Total fertig kamen wir abends in der Wohnung an (wir können echt nix mehr ab) und genossen dann noch Jules Kochkünste (Danke für dein 1a Catering, Jules), bevor wir relativ früh ins Bett gingen. Die Neuseeländer hingen eh ziemlich in den Seilen, da sie noch an den zwei Stunden Zeitverschiebung laborierten, die wir schon am Beginn von Tasmanien weggejetlagt hatten.
Der zweite Tag fiel etwas gemäßigt aus. Erst konnte sich das Wetter nicht richtig entscheiden und dann wir. Irgendwie fehlte nach gestern ein bisschen die Power. Aber da wir nur zwei Klettertage insgesamt haben sollten, rafften AJ, ich und Geenie uns dann am Ende noch auf. Leider war der Fels wegen des kurzen Zustieges ziemlich bevölkert und es war schwierig eine Route im Bereich bis 19 abzugreifen. So hatte eigentlich hauptsächlich Geanie ihren Spaß, die gut im Training war und für mich blieben nur 3 Routen, die mit sauren Armen auch schon an der Grenze waren. Na ja, erinnern wir uns halt hauptsächlich an den ersten Tag…
Die Blue Mountains heißen Blue Mountains, weil über den Bergen ständig ein dunstiger, blauer Schimmer zu sehen ist. Das kommt von den mentholhaltigen Ausdünstungen der Eukalyptusbäume, die über den Wäldern stehen bleiben und so die bläuliche Farbe erzeugen. Besonders am ersten Abend konnten wir (bei Vollmond, wie romantisch!) vom Aussichtspunkt am Govetts Leap ein paar schöne Eindrücke festhalten.
Am Vormittag des letzten Tages, als die anderen bereits wieder Richtung Heimat unterwegs waren, parkten wir unser Gepäck im Infocenter der Nationalparkverwaltung zwischen und gingen noch ein bisschen wandern. Auf etwas richtig anstrengendes hatten wir bei der Hitze wenig Lust und so folgten wir dem Kessel auf dem Trail immer an der Abbruchkante lang bis zu einem Aussichtspunkt, an welchem es ordentlich windete. Unterwegs begegneten wir noch einem “Blue Tongue”, einem ziemlich großen Lizzard, der irgendwie komische Körperproportionen besitzt und halt, wie der Name verspricht, eine blaue Zunge. Die sahen wir allerdings erst bei einem Exemplar im australischen Museum in Sydney. Unterwegs gab es wieder jede Menge abgefackelte Bäume am Wegrand zu sehen, zum Teil so weit verbrannt, dass man sich fragt, wie manche Exemplare es fertig bringen, überhaupt noch auszutreiben.
Des weiteren gab es erodierte Gesteinsformationen zu sehen, die den Gedanken an selbstgeschabte Schokoladenröllchen auf Schwarzwälder Kirschtorte wachriefen. Wahrscheinlich hatte ich aber einfach nur Appetit, als ich daran vorbeikam. Auf dem Rückweg bin ich dann fast noch mit dem Wanderstiefel auf eine Copperhead-Snake getreten, was man besser vermeiden sollte, da diese, wie so vieles in Australien, giftig ist. Aber Tarnung ist mal wieder alles. Kaum auszumachen sind die Tiere auf dem verwelkten Laub. Etwas für´s Auge gab es dann noch beim Blick auf die andere Kesselseite: ein Regenbogen, der sich in den aufstiebenden Wassertropfen brach.
Auf dem Rückweg erfuhren wir dann nochmal die Hilfsbereitschaft der Locals. Vielleicht aber hat Stephan aber auch nur gar zu leidend geguckt, als wir uns mit vollem Gepäck den Berg hoch Richtung Bahnhof schleppten. Zumindest bot uns eine freundliche Dame, die gerade am Zaun einen Nachbarschaftsschnack hielt, an, uns mitsamt unserem ganzen Geraffel zum Bahnhof zu kutschieren. Auf der Fahrt stellte sich heraus, dass diese Unidozentin ist und beruflich schon sage und schreibe 95x in Hongkong gewesen ist. Sie versprach noch eine Mail mit Tipps an uns zu schicken und versorgte uns mit dem Hinweis auf jeden Fall die Ampel zu benutzen, da die Autofahrer hier nicht bremsen würden. Vielen Dank…..