Moviestar, Moviestar, ahaha …
Stephan | 6. Januar 2012 | 21:45Wir haben mal die Regenpause – also die regenbedingte Reisepause – genutzt, und unser erstes Video bei youtube hochgeladen.
We proudly present: Silke!
Silke und die Erdnuss
Wir haben mal die Regenpause – also die regenbedingte Reisepause – genutzt, und unser erstes Video bei youtube hochgeladen.
We proudly present: Silke!
Silke und die Erdnuss
Prolog
Fast einen ganzen Tag klapperten wir in Uyuni die verschiedenen Touranbieter ab, um herauszufinden, welcher wohl zuverlässig sein könnte und einen guten Service hatte. Dies jedoch ist gar nicht so einfach, da die eigentlich Tour der Fahrer macht, der oft unabhängig ist und nur von der Agentur engagiert wird. Sich vor Tourstart über Agenturen und Angebote zu informieren, ist ungefähr so, wie vor Antritt einer Reise in ein Entwicklungsland die Reiseempfehlungen auf der Seite des Auswärtigen Amtes durchzulesen: am Ende hat man das Gefühl, man sollte besser doch nicht fahren. Das harmloseste sind noch unwillige, muffelige Fahrer, die uninteressiert die Fahrt durchziehen, nicht eingehaltene Iternaries oder schlechtes Essen. Das gefährlichere, wovon es leider viele Berichte gibt, und zwar von fast jeder beliebigen Agentur, sind betrunkene Fahrer und schlecht gewartete Autos. Also ist es im Prinzip Lotto, ob man Glück hat. Wie uns ging es vielen, alle suchen Infos, klappern stundenlang Agenturen ab, ohne am Ende sicher sein zu können, dass sie die richtige Wahl getroffen haben. Eine generell gute Idee ist es, die Preise nicht gnadenlos zu drücken, denn das wirkt sich am Ende garantiert auf die Qualität aus. Wir hatten unterwegs noch zwei weiter Paare getroffen, die ebenfalls auf der Suche waren und schlossen uns kurzerhand mit ihnen zusammen. Als Sechsergruppe konnte man immerhin vermeiden, zwischen den Agenturen weitergereicht zu werden, um halbausgebuchte Autos vollzumachen, da man zu sechst eine komplette Tourgruppe für einen Jeep stellt. Dann kam uns noch der Zufall zu Hilfe: bei einer Agentur kam gerade eine Tourgruppe aus dem Salar zurück und wir nutzten die Gelegenheit, die Fahrzeuge in Augenschein zu nehmen, mit dem Fahrer zu reden und mit den Teilnehmern zu schnacken, wie zufrieden sie gewesen seien. Da alle gute Bewertungen für Fahrer, Iternary, Unterkunft und Essen abgaben, entschlossen wir uns dann, dort zu buchen. Außerdem verabredeten wir noch einen zwei Stunden früheren Start als üblich am anderen Morgen sowie den zusätzlichen Besuch der Grutas Galaxias. Froh, endlich zu einer Entscheidung gekommen zu sein, gingen wir packen, Snacks und Wasser einkaufen und trafen uns später noch einmal wieder, um gemeinsam Abendessen zu gehen und uns schon mal ein bisschen besser kennen zu lernen.
Pünktlich um halb neun am nächsten Morgen hielt der 4×4-Jeep vorm Hostel.Maria, Spanierin und ihr Freund aus Deutschland sowie Elmar und Joline aus Holland saßen schon im Wagen. Zum Glück kehrten die anderen vier nach Abschluß der Tour wieder nach Uyuni zurück und hatten aus diesem Gepäck nicht so monsterviel Gepäck dabei wie wir, die am Ende vom Salar aus den Grenzübergang in chilenische San Pedro de Atacama anschließen wollten. So passte am Ende doch alles aufs Dach, samt Gasflaschen, kompletter Küchenausstattung, Gepäck von sieben Leuten und Ersatzreifen. Als erstes fuhr Renato, unser Fahrer Richtung Zugfrieghof, welcher kurz außerhalb von Uyuni liegt.
Nach 6h Fahrt über Straßen und Schotterpisten durch die Berge (fast schon schade das es dunkel war, da hat der Vollmond nur begrenzt geholfen) in einem kleinen und alten Bus – unser Gepäck kam aufs Dach, Silke hatte große Mühe ihre Beine unterzubringen, dort wo der Fernseher mal war klaffte ein Loch, welches der Fahrer mit seiner Reisetasche zustopfte und wodurch trotzdem der Zigarettenqualm aus der Fahrerkabine zog, und Insassen, welche in Mütze und dicker Jacke gekleidet sofort nach Abfahrt noch 2 Decken überwarfen und nach Schließung der Fenster schrien (also mir war warm) – kamen wir dann nachts um 0100 im Nirgendwo an.
Danke übrigens nochmal an den Rezeptionisten im Koala Den in Potosi: wir haben bei ihm im Hostel die Tickets gekauft und 10 Bol Aufschlag bezahlt dafür, das wir in diesem Teil von Bus fahren mussten, er hat uns die falsche Abfahrtszeit gesagt was für richtig Streß sorgte, und sein Taxifahrer wollte uns auch noch abziehen und fürs Gepäck extra Kohle haben. Da kam so richtig gute Stimmung auf. Angeblich wären nämlich die Busse der 3 Gesellschaften nach Uyuni alle gleich, und er würde nur für die eine verkaufen. Tja, Pustekuchen, es gab euch richtige Reisebusse. Aber was haben wir gelernt? Ins Terminal gehen und ansehen und dann da billiger kaufen. Der Preis der Bequemlichkeit.
Wenigstens hat das Hostel in Uyuni noch auf, und wir bekommen unser reserviertes Zimmer. Noch schnell ein Apfel zwischen die Kiemen, den Wecker auf 0930 gestellt, und wir fallen in die Betten.
Pünktlich um 0750 heute Morgen werden wir nach guter alter südamerikanischer Manier von einer Blaskapelle geweckt, welche 3 Blocks weiter anfängt zu spielen. Zuerst klingt es nach Fahnenapell der örtlichen Kaserne da auch Gesang zu hören ist (keine Ahnung obs hier überhaupt eine gibt), aber es ist jetzt 0900 während ich das hier schreibe, und mit kleineren Unterbrechungen geht es fröhlich weiter im Takt. Vielleicht ist ja hier Mittwoch morgens immer Übungstag? Wer weiß. Im Zweifel hat die örtliche ´Virgen de la [hier beliebigen spanisch klingenden Namen einfügen]´ mal wieder Anrecht auf Huldigung.
Wir werden also mal aus den Betten kriechen und schauen, was das Frühstück zu bieten hat. Danach steht Touranbietersuche für die Salzwüstenüberquerung an.
“It has been said that enough silver was extracted from the Cerro Rico to build a silver bridge from Potosi to Madrid – and with the bones of the 8 million people that died inside these mines, one could build a bridge back to Potosi.”
(aus: “Grito de Piedro”, ein Film von Ton Van Zantvoort)
Potosi ist nach Sucre unsere nächste Station. Die Stadt liegt am Fuß des Cerro Rico, eines pyramidenförmigen, rötlichen, kahlen Berges. Die Spanier begannen schon 1545 hier Silber abzubauen (bzw. die Minentätigkeit zu überwachen). Damals soll noch pures Silber gefördert worden sein, welches samt und sonders nach Europa geschafft wurde und viele Jahre lang die spanische und europäische Wirtschaft finanzierte. In Potosi wurden zudem Silbermünzen geprägt, welche ab ca. 1660 und in den folgenden zwei Jahrhunderten in der gesamten westlichen Welt als Zahlungsmittel benutzt wurden. Zu Hochzeiten war Potosi mit 120.000 Einwohner größer als London oder Paris. Heute ist der Berg durchlöchert wie ein Schweizer Käse, und pures Silber gibt es schon lange nicht mehr. Vom ehemaligen Reichtum Potosis ist eigentlich nichts geblieben, und die Stadt und ihre Einwohner haben sich einer neuen Einnahmequelle zugewandt.
Tja, und da kommen wir ins Spiel, hat man ja fast schon geahnt, oder? Zu den wenigen Attraktionen hier gehört ein Besuch einer der Minen. Diese Tour wird praktisch überall angeboten, und verläuft auch immer nach dem gleichen Schema. Also haben wir ein bißchen rumgeshoppt, um evtl. ein paar Bolivianos zu sparen. Bei ´Andes Salt Expeditions´ (einem der größeren Anbieter hier, und berühmt für den Chef Braulio, welcher ein Ex-Minero ist und im Film “The Devils Miner” mitspielt) bekamen wir ein Angebot für 80 Bol, 20 weniger als die Tour in unserem Hostel Koala Den kosten sollte. Haben wir dann auch gleich mal gebucht, da ja Touren von Hostels oft nicht so dolle sind. War in diesem Fall leider andersrum, soviel vorweg.
Zuerst muß noch erklärt werden, wie das Minensystem hier funktioniert. Es gibt Cooperativen, welche eine oder mehrere Minen vom Staat pachten. Die Mineros dieser Cooperativen, welche im Berg arbeiten (meist in Gruppen zu 4 Leuten), tun dies allerdings für sich selbst. Ihr Einkommen hängt von der Menge und Qualität des Materials ab, welches sie aus dem Berg holen.
Sucre rühmt sich seines prähistorischen Erbes, welches kurz vor der Stadt in einem Steinbruch auf zahlungswillige Touristen wartet. Dort hat man vor einigen Jahren bei Steinsprengungen Dinosaurierspuren entdeckt. Kurioserweise auf vertikalen Plattformen, welches wohl dadurch bedingt ist, dass sich die Erdschichten in Jahrmillionen aufgefaltet haben. Die geschäftstüchtigen Besitzer erkannten das touristische Potential und nun kann man die sich kreuz und quer über die Steinplatten ziehenden Spuren bewundern- allerdings nur durch ein Fernglas, da man nicht an den Rand des Felsen heran darf. Dafür kann man einen eigens zur Verfügung gestellten Dinosaurierbus zum Steinbruch nehmen und dort das ganze von einem Aussichtsbalkon aus beschauen. Nachdem wir, Stephan, Inga, ein Mädel aus Hannover und ich dort jedoch festgestellt haben, dass der bestmögliche Blick auf die Spuren durch den abgrenzenden Maschendrahtzaun auch nicht schlechter ist, als von innen, verzichten wir auf den Eintritt. Das war wohl etwas mager. Etwas enttäuscht fahren wir mit einem geteilten Taxi zurück in die Stadt, trösten uns im Mercado local mit einer Nudelsuppe (von der wir sogar Nachschlag bekommen) und machen uns auf die Suche nach den “richtigen Spuren”. Die soll es nämlich durchaus geben. In Ninu Mayu, ca. 3 Stunden von Sucre entfernt, nur mit dem 4WD erreichbar, aber dafür hautnah. Allerdings gestaltet es sich als schwierig, eine Exkursion zu finden: die Backpacker-Agencies sind erstaunlich teuer, die Touristenbüros bieten nur Pakete an, wo man gleich noch drei “abgelegene, authentische Handwerksdörfer” besuchen muss, worauf wir wenig Lust haben. Außerdem: große Herden-nein danke.
Nachdem wir in Villa Fátima bei der vierten Buskooperative endlich Glück hatten und einen Bus Richtung “La Cumbre” gefunden haben, der “fast gleich” abfährt, sinke ich verschlafen in meinem Sitz zusammen. Um sechs aufstehen gehört trotz Trekking- und Bergbegeisterung immer noch nicht zu den Dingen, die oben auf meiner “Mach-ich-gern”-Liste landen würden. Nach einer knappen Stunden spuckt der Bus uns und eine Handvoll Locals auf dem windigen, kalten “La Cumbre” aus. Die Straße biegt hier kurz vor dem Pass auf 4700m Höhe ab und lässt uns zwischen steinigen, überreiften Hängen zurück.
Da ich nach dem Santa-Cruz-Trek ziemlich zerschunden ausgesehen habe (aufgescheuerte Lendenwirbelsäule und Blutergüsse auf den Hüftknochen), musste vor dem nächsten Trekking dringend eine Lösung her. Der 10 Jahre alte Gregory-Rucksack, den ich vor der Abreise noch für 50 Euronen im Globetrotterforum geschossen habe ist vom Packsack her zwar unverwüstlich, die Hüftflossen und die Polsterung versagen allerdings kläglich sobald volles Wanderequipment zugeladen ist. Die Flossen knicken ab und drücken und der ganze Packsack sinkt herunter und scheuert mir den Rücken wund. Was also tun? In La Paz wandern wir also den lokalen Markt ab und erstehen ein zwei Quadratmeter großes Stück Schaumstoff, in der Stoffgasse einen Meter Fleece und dazu Polyestergarn. Zum Glück hab ich vom ledern her etwas Erfahrung mit Zuschnitten und 3D-Konstruktionen und so bastele ich mir eine Art Polstergürtel zurecht, der fertig genäht am Tragesystem des Rucksacks angebracht wird. Die kleine Bastelstunde hat schon fast wieder Spaß gemacht und nach drei Stunden Arbeit habe ich eine Konstruktion, die hoffen lässt, den vor uns liegenden Choro-Trek wieder mit gleichmäßig verteiltem Gewicht laufen zu können. Auf dem Santa-Cruz musste Stephan mir ja Last abnehmen, damit der Rucksack leichter wird und nicht ganz so arg drückt und trotzdem konnte ich nur mit provisorisch untergelegten Handschuhen und Pullovern überhaupt gehen….
Nachdem Silke ihren Geburtstagskaffee und die Beschenkung per Internet hinter sich gebracht hat, machen wir uns auf den Weg zum Office von Colocata Tours, welches nur 5min Fußmarsch entfernt ist. Gestern Abend waren wir 30min zu spät, und das Bürogebäude hatte schon geschlossen. Wir hoffen, vielleicht noch für den Nachmittag einen Reitausflug bei denen buchen zu können. Wäre sicher interessant gewesen unsere Gesichter zu sehen, als wir dann vor dem leeren Raum stehen, dem einzigen auf diesem Stockwerk. Tja, soviel dann dazu.
Wir ziehen, Silke ziemlich enttäuscht, weiter, um uns Zelt und Töpfe für den Choro Trek zu organisieren. Beim Andean Summit Basecamp werden wir fündig. Die Verständigung ist schwierig und wird nur etwas einfacher, als der nuschelnde Typ hinterm Tresen (welcher die ganze Zeit abwesend an irgendwelchen Dingen hantiert und uns kaum einmal ansieht) auf deutsch mit schweizer Akzent umschaltet. Gut das wir nicht allzu sehr gemosert haben wie unfreundlich und desinteressiert wir das finden. Dafür haben sie ein leichtes günstiges Zelt, welches wir mal gleich reservieren.
Mehr aus Prinzip fragen wir noch nach Reitausflügen – und siehe da, es sind welche im Angebot. Witzigerweise mit dem selben Anbieter, Colocata. Spontan wie wir sind, organisieren wir uns einen 3h Ausritt für den Nachmittag.
Als der Bus uns bei Regen nach einem alltäglichen Grenzübertritt von Peru nach Bolivien (Alemania? Ah – Lukas Podolski!) in Copacabana ablädt, ist uns sofort klar: hier liegt ein Fehler vor. Keine Samba-Rhythmen, keine Sonne, keine knappen Bikinis. Dafür Wollhandschuhe und Anhänger im Straßenverkauf, und ein über Lautsprecher ins angrenzende Umland übertragener Gottesdienst. Laut! übertragener. Auf das in diesem christlichen Lande auch die letzten verstehen: wenn ihr nicht in die Kirche kommt, kommt die Kirche eben zu euch!
Im vollmundig klingenden Emperador steigen wir für die Nacht ab. Wir zerschlagen ungern eure Tagträume von adretten Liftboys und aparten Zimmermädchen. Kann man aber für so ca. 8USD die Nacht fürs DZ mit BP auch nicht erwarten. Die Betten waren aber einigermaßen ok. In der kleinen Gemeinschaftsküche im Innenhof haben wir dann aber nur schnell mit verschlossenen Augen Teewasser heiß gemacht.
Wir sind nach 3 Stunden Fahrt und problemlosem Grenzübertritt (2 Stempel in Peru, kurzer Marsch, 1 Stempel in Bolivien mit “ah, Alemania, Lukas Podolski!”) in Copacabana am Titicacasee angekommen.
Zwei große Straßen mit Restaurants und Woll-/Alpacaprodukten, eine Kirche und ein Markt. Nicht zu vergessen der kleine Hafen mit den vielen Booten zur Isla del Sol.
Die Unterkünfte hier sind erschreckend billig, wir wohnen für 5Eur für ein DZ mit Privatbad. Dafür wird beim Essen zugelangt – preislich gesehen. Nur im Markt kann man lokal lecker und günstig schmausen.
Unsere peruanische Telefonkarte geht hier nicht; ob wir uns für die 3 Wochen in Bolivien eine neue besorgen wissen wir noch nicht.
Die Zeitdifferenz nach Deutschland beträgt jetzt nur noch 6 Stunden.
Zum Abendessen gibt es Trucha (Forelle; gibt’s hier am See überall in den Dörfern und Städten) mit Pommes und Reis,alles im selben Fett frittiert. Morgen wollen wir dann für 2 Tage auf die Isla del Sol, bevor es weiter nach La Paz geht.
NEU:
Scharf, schärfer... Klettern Thakek/Laos (05/2012)
Ein Opossum Überfall....
Overlandtrack Tasmanien (03/2012)