Kleines Best-of-Tasmania in Bildern
Silke | 27. März 2012 | 00:46Nach Ankunft in Tasmanien sind wir zunächst einmal bei einem Freund von Karl, Eugene, in Hobart untergekommen, was sehr praktisch war, da wir uns so erst mal wieder in aller Ruhe neu sortieren konnten. Auch nach dem Overlandtrack und ganz am Schluß nochmal haben wir bei ihm Unterkunft gefunden. Wir wurden sogar jedes Mal bekocht, obwohl Eugene darauf bestand, kochen eigentlich gar nicht zu mögen. Vielen Dank nochmal dafür.
Da uns die Rentalfirma unerwartet upgegradet hatte, sind wir in den Genuß eines “richtigen” kleinen Campervans gekommen, statt des rollenden Bettes, was wir gebucht hatten. So haben wir den ungewohnten Raum und Luxus während der 10 Tage ausgiebig genossen. Vor allem da, und das ist mindestens das zweitbeste, Tasmanien das wild campen nicht so ungnädig verfolgt, wie es mittlerweile in Neuseeland Praxis ist. Einfach Platz suchen, hinstellen, schlafen. Nachdem wir in der Hinsicht ziemlich paranoid aus NZ wiedergekommen waren, mussten wir uns an die neue Freiheit glatt erst wieder gewöhnen. Die ersten Nächte haben wir immer noch nervös gehorcht, ob nicht ein Auto neben uns hält und wir gleich wieder vertrieben werden.
Wir sind so grob von Hobart aus an der Ostküste hoch gefahren und haben uns dann innerhalb der zehn zur Verfügung stehenden Tage bis an die Nordostspitze herangearbeitet, sind ein Stück die Nordküste lang gefahren und dann diagonal durch die Mitte wieder nach Süden. Als erste Station stand die alte Convict-Gedenkstätte Port Arthur auf dem Plan. Hier haben weniger die noch erhaltenen Gebäude und Anlagen beeindruckt, wenn auch man natürlich erst durch sie einen Eindruck von der Größe und Organisation des Geländes bekommt, als vielmehr das extrem gut aufgemachte interaktive Museum im Inneren des Hauptgebäudes. Hier wird Geschichte hautnah vermittelt, viele Originaldokumente werden gezeigt, persönliche Geschichten der Insassen werden erzählt und die lebensnahen Displays aus den Arbeitslagern, Werkstätten, vom Überseetransport und den Strafarbeitslagern in den Wäldern oder im Steinbruch lassen die harten Zeiten lebendig werden. Dies trifft insbesondere zu, wenn man bedenkt, dass die Zeiten der Convict Schemes, die England benutzt hat, um sich seiner Sträflinge zu entledigen und ein “weißes” England zu schaffen, noch nicht so lange her ist. Noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts waren in den Kolonien wie Kanada, Neuseeland, Tasmanien und Australien Sträflingskolonien unter unglaublich harten Bedingungen in Betrieb.
Einen angenehmen Kontrast bildete da die Streuobstwiese mit alten Apfel- und Birnensorten im Hausgarten. Da zu unserer Begeisterung ein Schild “help yourself” angebracht war, futterten wir uns gemeinsam von Baum zu Baum und hatten noch einen schönen Vorrat für die nächsten Tage.
Barbecue ist in Tassie mindestens so groß wie in NZ und deshalb findet man an Raststätten und Picknickplätzen meistens Barbecue-Tische, die zur freien Benutzung stehen und entweder mit Gas oder Strom betrieben werden. Das nutzten wir ab und an gerne aus, da jeder, der schon mal im Bulli Hackfleisch oder etwa Fisch gebraten hat, weiß, wie penetrant der Geruch im Fahrzeug hängen bleibt.
Bei Bicheno stromerten wir etwas an der Küste herum, und machten am kleinen Fischereianleger noch eine tolle Entdeckung. Am Grund des Hafenbeckens lagen eine beachtliche Menge Paua-Schalen. Es handelt sich hierbei um eine Schnecke, die als Meeresfrucht sehr beliebt ist und zuhauf auf den Tellern landet und deren zurechtpolierte Schalen gerne in Touristenläden als Souvenirs verkauft werden. Natürlich für ordentlich Geld. Nun lagen sie da einfach so herum. Einziges Hindernis waren ein Wasserstand von ca. 1,50m und eine recht erfrischende Wassertemperatur. Da in mir der Jagdtrieb geweckt war, hab ich beides ignoriert, mich einmal umgeschaut, blank gezogen und mir dann zwei von den Dingern vom Grund geangelt. Am Ende der Reise musste ich die hart erarbeitete Beute jedoch leider zurücklassen, da es mir nicht gelungen ist, die Oberseiten so zu reinigen und in der Sonne auszutrocknen, als dass die Schalen ohne Probleme durch den Zoll gekommen wären. Der Geruch hätte jeden Hund in die Flucht geschlagen (was Kindheitserinnerungen an übersehende und langsam verwesende Einsiedlerkrebse in Wellhornschneckenhäusern nach dem Nordseeurlaub weckt, die dann zu Hause auf dem Kompost ihr Ende gefunden haben). In Sachen prägnanten Geruches standen die Riesenlobster den Schneckenschalen kaum nach. Nur die haben wir nicht mitgenommen, sondern nur im Vorbeigehen aufgrund der Größe ihrer Gehäuse bewundert.
Ein ständiger Begleiter auf Überlandfahrten war der massive “Laughing Kookabuura”, der gerne auf Zweigen oder Stromkabeln ansitzt und ein großer lokaler Vertreter aus der Eisvogelfamilie ist. Leider ist mir nur diese Gegenlichtaufnahme gelungen.
Die “Bay of Fire” ist der Touristenmagnet weiter die Ostküste hoch. Die Wineglassbay liegt mitten im Gebiet des Freycinet-Nationalparks und ist für seinen langgezogenen weißen Sandstrand bekannt, welcher sich in einer weiten Kurve um eine Bucht herumzieht. Auf diese bekommt man von einem höhergelegenen Aussichtspunkt einen hervorragenden Blick bei klarem Wetter. Wir machten uns kurz vor Sonnenuntergang auf dem Weg zum Ausblickspunkt, da wir gelesen hatten, da tagsüber die Besuchermassen den Treppenpfad zu Hunderten hochstolpern. Der “most propably hardest walk, you may do in all of Tasmania” (so gelesen auf dem Warnschild am Parkplatz) verlangte uns dann eine halbe Stunde Treppen steigen (ca. 200hm!!!) ab und belohnte uns mit einem schicken Blick über die Bucht, einige massive Boulderblöcke (leider am gegenüberliegenden Hang) und (für Stephan speziell) noch Sonnenuntergang mit Wolken. Und um diese Zeit waren wir alleine dort oben, mal abgesehen von einigen Vögeln, die ein akustisches Höllenspektakel geliefert haben, ohne dass man je einen von ihnen im Busch hätte ausmachen können.
Die Nacht verbrachten wir wild campend versteckt hinter ein paar Sträuchern an einer Straße nahe der Parkgrenzen und kehrten am nächsten Morgen zurück, um eine Wanderung um die Wineglassbay zu machen. Die Strecke ging ganz schick durch das felsige Berggebiet und dann durch sogenanntes “Heathland” mit unzähligen halbverkohlten Eukalypten und Banksia-Bäumen bis an die Küste hinunter. Viele der Bäume und Sträucher hier sind zur Fortpflanzung an regelmäßige Buschfeuer angewiesen, die die Bestände ausdünnen und die extrem widerstandsfähigen Samenkapseln sprengen, damit diese auskeimen können. Schon erstaunlich. So wird außerdem der Boden gedüngt und wieder mit fruchtbarer Asche genährt. Nur zu oft dürfen die Feuer nicht über das Land walzen, sonst haben sie auch bestandsschädigende Wirkung.
Nach einer Stunde kamen wir dann am weißen Sandstrand an, den wir am Abend zuvor von oben gesehen hatten. Wir hatten zwar kein Badezeug dabei, am Strand war man jedoch ausgelastet damit, seinen abgestellten Rucksack gegen aufdringliche Wallabies zu verteidigen, die dumme Touristen angefüttert hatten. Gut, dass ich die Dinger so niedlich finde, sonst hätten sie einem auch ganz schön auf den Sack gehen können.
Eines abends schafften wir es nicht mehr rechtzeitig zu einem der Nationalparke und wegen der zahlreichen in der Dämmerung herumspringenden Viecher wollten wir auch nicht mehr auf Krampf weiterfahren. Also bogen wir an einem Parkplatz von der Hauptstraße ab und schlugen uns in einen Seitenweg. Bei der Inspektion des Platzes standen wir auf einmal an der Abbruchkante zu einem stahlblauen kleinen See. Gletscherwasser kam als Farbgeber hier eher nicht in Frage, also eher Mineralien. Bei der Abfahrt entdeckten wir auch noch ein Hinweisschild, dass schwimmen verboten ist. Der See steht in einer ehemaligen Zinkabbaugrube und das Wasser ist stark schwermetallhaltig. Schade, aber schick war´s trotzdem.
Der Naranwatapu-Nationalpark besticht durch eine reizvolle Landschaftskombination. Weites flaches Buschland rund um eine Lagune bildet einen starken Kontrast zu den Stränden, die an der Grenze des Parkes liegen und einer völlig anderen Tier- und Pflanzenwelt Lebensraum bieten.
Besonders kurios war der Sandkugeleffekt, den wir an zwei Stränden beobachtet haben. Mit ablaufendem Wasser liegt das Watt glatt gespült und ohne eine Spur dort. Dann aber kommt eine Armee von Minikrabben an die Oberfläche und verwandelt den Sand in kürzester Zeit in eine Baustelle. Es herrscht hektische Betriebsamkeit und ganze Arbeiterkolonnen sind damit beschäftigt Sandkugel um Sandkugel zu rollen, sich in den Mund zu schieben und danach wieder fallen zu lassen. Dazu performen die Krebschen eine Highspeed-Eingrab-Flucht-Taktik, die ihr euch bei unseren Videos anschauen könnt.
Noch einiges mehr an interessanten Strandgut war zu finden…
Ach ja, hab ich erwähnt, dass ich Wallabies mag?
Gut, dass das Reptil eine bessere Wahrnehmung hatte, als ich. Denn so war die giftige Tiger-Snake schon auf dem Weg ins Unterholz, als wir ganz knapp an ihrem Sonnenplatz vorbeiliefen. Da ist man doch ab und an froh, dass man bei uns zu Hause nicht in so viel giftiges Viehzeug langen kann. Vor allem beim Wandern, zelten und klettern.
Mit einem großen Auto hat man auf einmal viel mehr zu tun, als mit dem kleinen. So waren wir regelmäßig auf der Suche nach Wastewater-Dumpstations und Gelegenheiten den Frischwassertank aufzufüllen.
Letzter Zwischenstopp, bevor es wieder zurück nach Hobart ging, war der Mount Field Nationalpark. In diesem hoffte ich ja doch noch meinen wilden Platypus zu sehen. Das hat am Ende nur “vielleicht” geklappt. Unmittelbar vor Aufbruch am letzten Tag sah ich einen schwarzen Schatten wegschwimmen an einer Stelle, an der man potentiell welche sehen kann. Aber genau gesehen habe ich es nicht. Zu schnell war der Moment vorbei. So nur ein “vielleicht”. Der Platypus-Pond weiter oben im Park lag dagegen völlig verlassen da.
Ansonsten bietet der Park noch die Gelegenheit für ein paar nette Wanderungen, vorbei an einigen Wasserfällen und einigen extrem hoch gewachsenen Bäumen. Die meisten von ihnen sind kerzengerade gewachsen und haben die ersten Astverzweigungen erst auf einer Höhe von 30 Metern. Die Kronen reichen teilweise noch sehr viel höher hinauf, wobei die höchsten über 70 Meter in die Lüfte reichen.
Da wir vom Overlandtrack noch einiges an lecker China-Tüten-Ramen-Nudeln übrig hatten, arbeiteten wir fleißig am Abbau des Vorrates. Dabei hat uns “Bumbu”, das packungseigene Seasoning, sehr geholfen. Um das Glutamat zu kontern, haben wir uns danach dann noch an einigen Vitaminen versucht.
Alles in allem hatten wir nach dem etwas sehr verregneten Start auf dem Overland Treck eine recht abwechslungsreiche und entspannte Zeit, die nochmal ein nettes Lay-Back war, vor dem großen kulturellen Umschwung, der uns wahrscheinlich in Südostasien erwarten wird.