Neulich am Hafen…
Silke | 21. Oktober 2011 | 11:17Dank unserer hinlänglich diskutierten Reiseplanänderung und der kurzfristigen Entscheidung, mit dem Bus Richtung Süden zu gondeln, verbringen wir einen lauschigen Nachmittag in Iquiques Hafenviertel. Sitzplätze für den Mittagsbus gab es nämlich nicht mehr und da es bis nach La Serena bummelige 20 Stunden Busfahrt sind, bevorzugen wir doch einen der deutlich bequemeren Cama-Busse. Bleiben also sieben Stunden bis zur Abfahrt zu überbrücken, was mich zunächst etwas annervt – schließlich sitzen wir auf gepackten Rucksäcken. Dann beschließen wir jedoch, zunächst etwas zu essen im Mercado local zu jagen und dann die Rucksäcke in der Custodia im Busterminal zu verstauen. Dann machen wir uns auf Richtung Hafen, von welchem wir bisher noch nichts gesehen hatten, da wir in Iquique selbst irgendwie nur anderswo unterwegs waren. Der Strand-Hafen-Bereich entpuppte sich dann als richtig lauschiges Plätzchen und versöhnte uns schnell mit der aufgezwungenen Wartezeit. Der kleine Strand war mit Muschelscherben bedeckt und weckte in mir natürlich sofort den Sammlertrieb, wenn auch der Geruch etwas streng war. Riesige Miesmuscheln mit perlmuttglänzendem Inneren, große rote Schnecken, Taschenkrebspanzer und unzählige kleine und größere Napfschnecken bildeten ein buntes Sammelsurium. Während des Sammelns sollte man jedoch aufpassen, den massigen Seelöwenbullen nicht zu nahe zu kommen, die sich hier in der Sonne fläzen. Träge schieben sie ihre Fülle von einem Sonnenflecken in den nächsten und kratzen sich zwischendurch geruhsam mit den Schwanzflossen hinterm Ohr. Gelangt jedoch ein Rivale zu nahe an die Staatsgrenzen heran, kommt auf einmal Bewegung in die Sache und der Claim wird mit markerschütterndem Geröhre lautstark abgegrenzt.
Nach der anstrengenden Sammeltätigkeit war es dann Zeit für einen Cafécito. Vom Café aus konnten wir wunderbar den Blick über den Hafen genießen, welcher durch seine Lage wohl ziemlich einzigartig ist. Man sieht Fischerboote in allen Farben und Formen, Pelikane, Kormorane und Scharben, die auf den vorgelagerten Felsen rasten und ihr Gefieder trocknen. Im krassen Kontrast hierzu bauen sich im Hintergrund die kahlen Felsen der Küstenwüste auf. Ein irgendwie skurriles Bild, dessen Bestandteile in unseren Augen nicht so recht zusammenpassen mochten.
Nach der Kaffeepause wanderten wir noch etwas umher und nutzen die Zeit für ein kleines Evakuationstraining, schauten dem Reiher beim Ansitzen auf Fischabfälle zu und ich schrieb auf einem Bootssteg sitzend noch einige Zeilen Tagebuch. So ging der Nachmittag recht zügig vorbei und wir traten die Nachtfahrt ausgeglichener an, als erwartet.