Die Tempel von Angkor
Silke | 15. Mai 2012 | 07:10In Siem Reap angekommen quartieren wir uns im “Bayon Garden Guesthouse” bei Frank ein, einem Deutschen, der dort ein Guesthouse mit seiner Frau Tanja betreibt. Woran merkt man, das so langsam Nebensaison ist? Daran, das man 50% der Gästemenge stellt.
Wir hatten so grob eine Woche für Siem Reap geplant, um uns dort die berühmten Tempel der Khmer anzusehen. Am ersten Tag war aber mal wieder wie üblich Orientierung und Orga angesagt, freundlich unterstützt von Frank: was kosten die Tempel und das TukTuk, was schaut man sich wann an, was gibts in SR noch so zu entdecken, wo gibt´s lecker und günstig lokales Essen, und natürlich, wo kriegen wir Silkes Tagesdosis an Mangos und Wassermelonen her?
Wir sind dann noch am Nachmittag zu einem Park gelaufen, wo sich in den Bäumen Massen an riesigen Flughunden niedergelassen haben, die ab und an mal eine Runde drehen. Und dann war da natürlich noch diese Wolke …
Tempeltag 1
Die meisten (mich eingeschlossen) denken/dachten bei “Angkor Wat” an einen großen Tempel im Dschungel, an alte Mauern, welche von Baumwurzeln überwachsen sind.
Was richtig und doch falsch ist.
Tatsächlich gibt es in dem Gebiet nördlich von Siem Reap ziemlich viele Tempel, von welchen Angkor Wat nur der bekannteste ist. Jeder König hat sich nämlich immer einen neuen Hauptstadttempel gebaut, dazu dann noch oft andere, welche den Eltern und anderen gewidmet waren. Es gibt also einiges zu sehen.
Da ein Tagesticket pro Person 20$ kostet, das 3-Tagesticket aber 40$, entscheiden wir uns für letzteres, da wir so entspannter rumschauen können. Zudem kann man die 3 Tage auf eine Woche verteilen, was Pausentage ermöglicht – bei den Temperaturen hier durchaus empfehlenswert. Die meisten Leute ziehen das Ganze in zwei Tagen durch und sind dann wieder weg, das wollen wir uns nicht antun.
Wir entscheiden uns für die größere, äußere Tempelrunde, und heben uns Angkor Wat (dann mit Guide) für den 2. Tag auf. Frank hat uns einen TukTuk Fahrer für den Tag organisiert, der uns auf dieser Runde an den einzelnen Tempeln absetzt und dort auf uns wartet.
Die Tempel wurden grob in der Zeit von 900 bis 1500 erbaut. Verwendet wurde oft als Fundament ein vulkanischer Stein, Laterit, sowie verdichtete Erde. Darauf kamen dann die eigentlichen Bauten aus Sandstein und Ziegeln. Die Tempel waren entweder hinduistisch oder buddhistisch (die frühen Khmer wurden religiös durch Indien geprägt), je nachdem welche Religion der amtierende König gerade hatte. Einige Tempel wechselten auch das Thema. Leider wurde beim Übergang von buddhistisch auf hinduistisch ziemlich rabiat vorgegangen: Alle Buddha Statuen wurden zerstört, alle Reliefs von Buddha entweder zerstört oder umgearbeitet. Von der Erscheinung her gibt es im Prinzip 3 Typen von Tempeln, flache auf ebener Erde, erhöhte auf natürlichen Anhöhen, und Tempel auf künstlichen Anhöhen. Die Reliefs zeigen zum einen oft Apsaras – Tänzerinnen, welche wohl auch die Konkubinen des Königs darstellen, Nagas – Schlangenwesen, Garudas – so eine Art Vogelmensch, welcher die Nagas bekämpft, dann Szenen aus dem Alltagsleben, sowie auch Kriegsszenen uvm.
Soweit mal ein bischchen zur Hintergrundgeschichte.
Hier ein bildlicher Abriß unseres langen ersten Tempeltages:
Preah Khan
Ta Som
East Mebon
Pre Rup
Banteay Kdei
Tempeltag 2
Am nächsten Tag haben wir uns dann erst einmal ausgeruht. Was man auf den Bildern nämlich nicht sehen kann ist, wie heiß es ab ca. 10:30 geworden ist. Das schlaucht schon ziemlich. Für den 2. Tempeltag hat sich Silke etwas besonderes ausgedacht: Sonnenaufgang in Angkor Wat. Soll ganz besonders schick sein. Wer mal die Begriffe Wahrheit, Sonnenaufgang und Angkor Wat in der google Bildersuche eingibt, der bekommt einen Eindruck davon, wie es da zur Hauptsaison um 5 Uhr morgens aussieht. Aber so was schreckt uns natürlich nicht ab (bzw. Silke, wenn sie sich mal was vorgenommen hat).
Zudem haben wir uns einen Guide bestellt für diesen Tag. Tempel ansehen war zwar so ganz interessant, und es gab auch ein paar Infotafeln, aber mit Guide bekommt man doch (hoffentlich) mehr Hintergrundinfos.
Und so sind wir dann morgens kurz vor 5 losgezuckelt nach Angkor Wat. Dort war es zum Glück nicht ganz so voll wie befürchtet, aber schon ganz erstaunlich wie viele Leute da waren. Unser Guide meinte unterwegs zu uns, das viele Reisegruppen nach dem Sonnenaufgang erstmal wieder in die Stadt zum Frühstücken fahren.
Tja, leider war dann aber das gewünschte Highlight nicht so high. In nur einem der Teiche, in denen sich der Haupttempel im Licht der aufgehenden Sonne spiegeln sollte, war ein wenig Wasser, der andere lag trocken. Zudem, und das wog schwerer, war am Haupteingang und einem der Türme eine große Restaurationsstätte, schön mit grüner Plane abgedeckt. Natürlich ein tolles Fotomotiv! Gepaart mit anhaltenden Problemen mit Silkes Kamera war die Laune ob des (fast unnützen) frühen Aufstehens entsprechend.
Sonnenaufgang Angkor Wat
Aber gut, wir sind dann mit unserem Guide, dessen Englisch oft nur so leidlich zu verstehen war, losgezogen, und haben die 3 Tempel, welche für heute auf dem Plan standen, von hinten und gegen den Besucherstrom besichtigt. So hatten wir zumindest einen sehr ruhigen Eindruck von
Ta Phrom
Ta Phrom hat einige Eigenheiten. Der Tempel ist wohl derjenige, welcher am spektakulärsten mit Bäumen überwachsen ist. Dann wurden hier einige Szenen für den ersten Lara Croft Film mit Angelina Jolie gedreht. Aber was richtig schräg ist, ist in einem Relief die Darstellung eines Tieres, welches doch ziemlich eindeutig wie ein Dinosaurier aussieht.
Angkor Thom
Eine weitläufige Anlage mit diversen Tempeln, einer Elephantenmauer welche oben drauf Sitze hatte, die in Richtung des großen Platzes davor blickten – eine Art Tribüne, denn auf dem Platz fanden laut unserem Führer sportliche und andere Aktivitäten für den König statt. Das Schmuckstück ist der Bayon, welcher sich mit ca. 140 (man ist sich da wohl nicht so sicher) Gesichtern auf den Türmen, sowie diversen 3m hohen Reliefs ziert. Das Faszinierende an diesem Tempel ist, dass er aus der Ferne tatsächlich wie ein Haufen Bauschutt aussieht und erst, wenn man wirklich unmittelbar davor steht, nimmt der vermeintliche Haufen Steine Form und Eleganz an. Dieses Phänomen wird besonders deutlich auf der zweiten Ebene, wo man auf Schritt und Tritt den scharfen Blick eines der riesigen Steingesichter im Nacken spürt.
Bayon
Angkor Wat
Angkor Wat ist das bedeutendste Bauwerk der Khmer. Laut Führer die größte derartige Tempelanlage der Welt. Es stellt das Khmer Universum da: das umlaufende Wasser (der Baray) das Meer, das Gebiet um dem Haupttempel das Land, der Tempel selbst symbolisiert den mythischen Berg Meru, auf dem die Götter wohnen. Der Tempel ist eigentlich eine dreistufige Pyramide, und die Türme entsprechen den Bergspitzen. Die steilen Treppen sind der symbolische Bergaufstieg.
Leider war die oberste Ebene gesperrt. Laut Führer wegen eines buddhistischen Feiertages, laut den Schildern an den Absperrungen wegen Reinigung. Man bilde sich seine eigene Meinung (keine Ahnung ob es überhaupt auf ist manchmal).
Mit den 90min Mittagspause im Schatten sind wir dann um 1600 wieder im Hotel, bummelige 11 Stunden waren es heute also. Unser Führer war die letzte Zeit nicht mehr so motiviert, er hatte offensichtlich auf einen kürzeren Tag gehofft.
Tempeltag 3
Nach einem weiteren Pausentag haben wir uns diesmal Räder gemietet, um uns den Bayon und Ta Phrom noch mal in Ruhe anzuschauen. Ist ganz gut machbar mit dem Rad, und man bekommt ein bißchen Bewegung. Außerdem war so nochmal Zeit für ein paar Details, die man vor lauter Eindrücken sonst schnell übersehen kann, wie die unglaublich vielfältig dargestellten Kampf-, Alltags- und Tierweltszenen der Bas-Reliefs, die alles umschlingenden Wurzeln der Würgefeigen, die “leeren” Nischen, aus denen die Buddhabildnisse herausgekratzt wurden, die “Ruhe vor dem Sturm” bei den fliegenden Getränke- und Souvenirverkäufern und die halbwilden Affen, die um Bananen betteln…
Alles in allem hat sich der Zeitaufwand für uns auf jeden Fall gelohnt und auch, dass wir jeden der drei Tage anders unterwegs waren, hat den Besuch vielfältig und interessant gemacht.