Bulliverkauf und Abschiedsstress
Silke | 13. März 2012 | 03:04Dass unser letztes Wochenende in Neuseeland in solchen Stress ausarten würde, damit haben wir echt nicht gerechnet. Natürlich haben wir etwas gepokert, als wir am Freitag Abend erst wieder in Auckland waren (mit Weiterflugticket am Dienstag morgen), aber wir hatten einfach durch den Regen im ersten Monat schon soviel Zeit in Auckland verbracht, dass wir jetzt nicht noch mal sehr viel früher wieder in Auckland sein wollten, nur um den Bulli zu verkaufen. So gaben wir uns nur ein Wochenende Zeit, um unseren Camper wieder zu Geld zu machen. Das war nicht einfach, denn am Ende der Sommersaison fliegen fast alle Backpacker wieder nach Hause und entsprechend viele Campervans sind für wenig Geld zu haben. Und wir hatten ja noch den Druck im Nacken, da wir durch den Verlust des Estima in Nelson ja schon ein Auto und entsprechend viel Geld verloren hatten.
Also versuchten wir es am Samstag zunächst beim Innenstadt Carfair. Das Angebot war recht übersichtlich. Circa 10 Busse wurden neben einigen Salonwägen und Trucks angeboten. Was uns aber misstrauisch machte war, dass es keine Käufer gab. Nicht mal Interessenten. Wir haben mal ganz optimistisch 3500 NZD aufgerufen, was so im guten Durchschnitt der uns umgebenden Camper in ähnlichem Zustand in vergleichbarer Ausstattung lag. Ohne einen einzigen wirklichen Interessenten gehabt zu haben fuhren wir jedoch nach vier Stunden Marktzeit etwas frustriert vom Hof.
Misstrauisch geworden, schrieben wir uns schon mal Händleradressen raus und versuchten, den Camper über das Onlineforum Gumtree, welches hier recht groß ist, anzubieten. Allerdings hatten wir Pech: verspätete Anzeigenschaltung aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen.
Am Sonntag versuchten wir dann mit neuem Optimismus unseren Camper auf dem großen Ellerslie Carfair an den Mann zu bringen. Eigentlich stand er gar nicht schlecht da: er hatte von uns einen Service bekommen, hatte einiges an Extras wie Küchenzeug, kaum Rost, Bettwäsche, Stromladegerät, Abschleppkabel u.v.m. , aber trotzdem blieb bis auf ein französisches Paar, die am Ende ein wesentlich teureres Fahrzeug kauften und irgendwie seltsame Vorstellungen von Autokauf hatten, keiner stehen. Mit fortschreiten der Zeit sah man rechts und links die Preise purzeln. Fast alle waren ähnlich verzweifelt wie wir. Entsprechend leichtes Spiel hatten einige Händler, die ziemlich freche Aufkaufpreise boten am Ende der Marktzeit für echt gute Vans (aber auch nur für ein paar wenige). Nur für unseren interessierten sich selbst diese Gesellen nicht. Das haben wir nicht wirklich verstanden. Klar, der neueste war unser Townace nicht, aber dafür echt gut gepflegt. Da gab es wesentlich ranzigere Gefährte.
Um 12.00 Uhr war dann klar, dass wir ein ernstes Problem haben. Nur noch einen Tag bis Abflug und immer noch den Bus an der Backe. Und der emotionale Teil: eigentlich hätte ich die Karre gerne an ein symphatisches Backpackerpärchen verkauft…
Montag morgen war dann immerhin mal unsere Online-Anzeige geschaltet. Hat nur nix genützt. Kein einziger Anruf übers Forum. Wir zogen nun alle Register und fuhren den Vormittag über quer durch Aucklands Industriegebiet und versuchten einen Secondhandcardealer zu finden, dem wir den Wagen verscherbeln konnten. Das Interesse war eher mäßig. Mehr als 500 NZD wollte keiner raushauen. Die Carwrecker machten ähnliche, wenn überhaupt, Angebote und das wäre wirklich eine Schande gewesen für ein Auto, dass noch gut in Schuss ist. Mobilisierte Bekannte konnten leider auch nicht wirklich weiterhelfen, auch wenn Angie in ihrer hilfsbereiten Art tatsächlich in Betracht zog, ihn auf die Südinsel zu holen. Zwischendurch mussten wir noch Sachen aussortieren, unser Paket zur Post bringen, die Kartons umpacken und unser Gepäck wieder auf Rucksackgröße reduzieren.
Das Ende vom Lied war, dass wir ihn quasi in letzter Minute (16.00 Uhr, Tag vor Abflug) noch für kleine (aber immerhin überhaupt) 1400 NZD an einen Händler verkauft haben, der ihn auch gleich vom Hof gefahren hat. Etwas wehmütig habe ich Stephan den Formalkram machen lassen und in der Zwischenzeit noch den Kuchen gebacken, den wir Jules und Andrew als Dankeschön für die Unterbringung schenken wollten. Gegen Abend kam dann noch Karl vorbei, von dem wir ja noch einen Gutteil Sachen geborgt hatten, und der dann noch Dinge erbte wie Bücher, Guidebooks, Konverter und Bodyboard. Nach einem netten gemeinsamen Essen mussten wir dann noch die letzten Sachen in die Rucksäcke stopfen, so dass es, natürlich, mal wieder, nach zwölf war, bevor wir dann im Bett lagen. Entsprechend zerknautscht sah ich dann morgens noch aus, als Jules sich verabschiedete.
Vielen Dank nochmal an Karl, Stacey, Jules und Andrew für die Unterbring und Hilfe, Ausleihe von Sachen und gemeinsam verbrachte Zeit. Und sorry für verbreitetes Chaos….