Auch ein Ossi sollte nicht immer zugreifen…
Silke | 6. März 2012 | 17:44…zumindest, wenn er dabei fällt und der vermeintliche Griff der untere Karabiner der letzten Expressschlinge ist. Die Kletterer können sich den Rest denken…
Für alle anderen: solltet ihr jemals klettern: niemals in die Exe greifen! Ist unschön und tut weh. Soviel vorweg.
Wir wollten das gute Wetter unserer letzten Tage nochmal ausgiebig genießen und fahren so auf dem Weg zurück nach Auckland noch einmal nach Wharepapa South, wo wir ein zweites Mal Hand an den Fels bei Froggatt Edge legen wollen.
Leider fehlt uns ein Topo, sodass wir nur von unten erraten können, was eventuell machbar ist und welche Linien uns gefallen. Bei einem schönen, aber ziemlich überhängenden Face meinte Stephan sich zu erinnern, dass das eine Route war, die er auf einem Einsteigerwochenende vor sieben Jahren mal geklettert sei und wahrscheinlich ganz ok sei. Ich finde, das Ding sieht ziemlich schwierig aus, gehe aber trotzdem rein. Nachdem ich an der Crux fast jede kleine Felsstelle mal befingert habe, wirft er dann ein: ”Kann sein,dass wir das damals doch nur im Toprope gemacht haben!” Derart motiviert arbeite ich mich dort oben ab (wer mich kennt, weiß, wie starrköpfig ich sein kann) und falle ein ums andere Mal wieder in die letzte Exe zurück. Überhängend und scharf kleingriffig- keine gute Kombi. Bald habe ich ordentlich Haut runtergeschrubbt ohne Land zu sehen und Stephan wirft ein, dass “es ja vielleicht doch eine andere Route war damals!” Na danke. Nach fast einer Stunde gebe ich dann doch auf, ich habe eh keine Kraft mehr für einen ernsthaften Versuch und überlasse Stephan das Feld. Dieser steigt bist zur Crux nach und macht dann zwei drei Versuche, die mich zumindest in meiner Verzweiflung bestätigen: “Hängt ja viel mehr über, als es von unten aussieht!” und “Sch***, die Griffe sind ja ganz schön klein!”. Er versucht es mit Routenflucht zur Seite, was aber auch nicht top ist, ruft “zu”, ich gebe etwas Seil ein und mache dicht und dann ruft es “Shit. Autsch. Ab. Schnell. Fu***” von oben. Ich habe keine Ahnung, was jetzt los ist, lasse ihn aber runter. Nun ja, was passiert ist, steht bereits oben, und was die Konsequenz war, seht ihr hier:
Was noch folgt, ist First-Aid und lustiges Hochprusiken meinerseits, um das Material vom Fels zu holen (wenigstens war der Bolt groß genug zum umbauen) sowie ein Besuch im Medical Centre in Te Awamutu am nächsten Tag. Immerhin hat er die Bänder, Sehnen und Nerven ganz gelassen und sich auf eine Fleischwunde beschränkt. Dass er mir beim bodyboarden am nächsten Tag in Raglan bei Monster-Riesen-Traum-Wellen dann nur zusehen konnte, war dann wohl das Lehrgeld…
Zwei Tage später in Auckland checken wir mal das Routen-Topo bei Jules und Andrew und stellen fest, dass wir immerhin mit einer 21 (UIAA 7+) gekämpft haben, was zumindest meinem Ego wieder etwas Erleichterung verschafft.
Hi zusammen,
Mensch, da bin ich ja froh, dass nicht mehr passiert ist. Ich hatte mir schon die schlimmsten Dinge ausgemalt… Ich hoffe das verheilt wieder alle ganz schnell 😉 Und dann kommst du, Stephan, bestimmt auch noch bissle zum Wellenreiten.
Oh, shit, schätze, das hat ganz schön weh getan. Da wirst du wahrscheinlich ein bischen länger was von haben, denn eine Fleischwunde am Finger beeinträchtigt bei vielen Handgriffen, ich wünsche dir, dass du “ gutes Heilfleisch“ hast, wie Oma zu sagen pflegte.