Christchurch ein Jahr nach dem großen Erdbeben
Silke | 27. Februar 2012 | 03:27Als wir mit dem Bulli ins Zentrum von Christchurch hineinfahren wird als erstes durch die veränderte Verkehrsführung ersichtlich, dass hier alles anders ist, als noch vor einem guten Jahr. Kurz vorm Zentrum sind auf einmal alle Straßen geschlossen und eine Menge Umleitungsschilder führen um das Innerste Herz der City herum. Zu Fuß werden die Schäden, die die Stadt erlitten hat, zumindest die baulichen, dann deutlicher ersichtlich. Das Innenstadtgebiet wurde zur “Red Zone” erklärt, eine Vollsperrung des gesamten Kerns, die keiner mehr betreten darf. Sämtliche Gebäude sind unsicher geworden, eingestürzt oder nicht mehr vorhanden.
Außerhalb dieser Zone entdecken wir immer wieder mit Holzverschalungen oder Stahlstützen stabilisierte Gebäude, Brücken oder Geländer. An Wohnhäusern sind Wände eingerissen, Zutrittsstufen abgesackt oder Wasser und Stromleitungen gecuttet. Die Innenstadt ist zum Teil Geisterstadt: viele Pubs liegen verschlossen da, Geschäfte sind leergeräumt und mit den gesprayten Tags der Gebäudesicherung versehen, Hostel mit “bis auf weiteres geschlossen”- Schildern versehen.
Aber es sind auch große Anstrengungen zu sehen, die Stadt wieder auf den Weg zu bringen: Projekte wie re:start, die Unternehmen in den Innenstadtbereich in buntbemalte Containerersatzgeschäfte ansiedeln oder auf den entstandenen Schotterfreiflächen billige Parkplätze einrichten sowie “greening the rubble”, die die Trümmerfelder neu bepflanzen, um der Stadt ein grünes Äußeres zurückzugeben verbreiten Optimismus. Wie bedeutsam das Geschehen für die Bewohner der Stadt war, spiegelt sich in den überall ausliegenden Dokumentations-DVDs und dem herausgegebenen “persönliche Geschichten”- Buch wieder, die man erwerben kann. Sowohl bei Rob (einem alten Freund von Stephan aus Aucklandzeiten) und einige Tage später bei Angie (ebenfalls Bekannte dieser Zeit) ist das Erdbeben und deren Folgen immer wieder auch Thema. Fast jeder scheint irgendwie täglich damit zu tun zu haben, durch veränderte Wohnbedingungen, verlorene oder neu entstandene Arbeitsplätze, eines der bisher über 1000 seitdem eingetretenen Nachbeben, die nur zu klar machen, dass die Erde nicht ruht oder auch “nur” durch den Verlust der um Christchurch liegenden, einstmals beliebten Klettergebiete, die nun entweder zerstört oder durch die veränderte Statik unnutzbar geworden sind.
So wird das Erdbeben wohl noch einige Zeit ein ständiger Begleiter in und um Christchurch bleiben und man kann den Bewohnern nur wünschen, dass sie mit der Situation zurechtkommen.