Welcome to New Zealand
Stephan | 25. Dezember 2011 | 05:18Heute ist der 25.12., und somit der lokale Weihnachtstag. Wir sitzen in Kerikeri in einem angenehm ruhigen und schicken Park in der untergehenden Sonne – eine gute Gelegenheit, die letzten 10 Tage Revue passieren zu lassen.
Ankunft in Auckland
Nach einem 12h Nachtflug von Santiago hat uns NZ morgens um 0330 mit Regen empfangen, und das auch noch eine Stunde früher als geplant. Wir haben dann erst mal in aller Ruhe alle unsere Fressalien deklariert, die wir noch aus Chile dabei hatten: Honig – bad. Salamisandwich – bad. Nüsse – ok. Äpfel und Orange – bad. Gewürze – ok. Beim Visumstempel noch schön in unisono mit “gracias!” bedankt, Gepäck aufgreifen und raus auf neuseeländischen Boden. In der Wartehalle fällt uns dann ein, das Karl uns zwar netterweise abholen will, wir aber keine Zeit und keinen Treffpunkt abgemacht haben. Ich hatte in einer email mal 0600 erwähnt glaube ich, und so richten wir uns auf etwas Warterei ein. Nach über 5 Monaten rumreisen unterlaufen uns immer noch so banale Orgapatzer. Peinlich. Silke erspäht sogleich den Coffeepoint – endlich echter Kaffee! Da leuchten die Augen. Ich schaue mich beim großzügigen Infobroschüren Stand um, wo es unter anderem kostenlose SIM Karten gibt. Und da steht dann plötzlich Karl vor uns. Yay! Er hat nämlich mitgedacht und geschaut, wann wir ankommen, und sich entsprechend früh aus dem Bett und ins Auto geworfen. Links fahren im Dunkeln bei Regen ist am Anfang echt hart, und wir sind froh das wir Beifahrer sind.
Zu Hause bei Karl bekommen wir eine Matratze in der kleinen Wohnzimmerwaschküche und hauen uns noch mal aufs Ohr. Danach lernen wir Karls Freundin Stacy und deren siebenjähriges Töchterchen Jane kennen. Stacy lernt für ihr Veterinär Examen, Jane hat Ferien, und Karl praktischerweise auch 3 Tage frei.
Akklimatisation
Die ersten Tage verbringen wir damit, uns zu orientieren und zu überlegen, was wir so als erstes machen müssen und wollen. Ist ganz schön ungewohnt, plötzlich auf ein eher langsames Tempo umzuschwenken.
Wir machen eine kleine erste Sightseeingtour durchs Zentrum, und angenehmerweise ist bei mir nach 7 Jahren doch noch eine Menge Orientierung hängengeblieben. Dann gehts seit langem mal wieder in die Kletterhalle. Wie praktisch das Stacy auch klettert, und als ehemalige Chefin dieser speziellen Halle für uns kostenlosen Eintritt und (fast noch wichtiger) Kaffee organisiert. Leistungsmäßig merken wir deutlich, das wir fast ein halbes Jahr lang nix getan haben, was Silke etwas weniger gelassen nimmt als ich. Auch die Halle selbst ist ungewohnt. Alle Toproperouten sind mit festinstallierten Grigis ausgestattet, so das wir erst mal wieder die Bedienung draufkriegen müssen. Jane ist offensichtlich nicht zum ersten Mal in der Halle und fröhlich am vorsteigen.
Wir haben uns mittlerweile entschlossen, zuerst Richtung Norden aufzubrechen. Da das Busnetz hier bei weitem nicht so entwickelt und bezahlbar ist wie in Südamerika, machen wir uns am Samstag auf zum Carfair. Obwohl nur wenige Fahrzeuge herumstehen, gehen wir dann doch nach kurzer Zeit (und kurzentschlossen) mit einem Toyota Estima Lucida, einer Art Minivan, vom Gelände. Bei der Post werden 2 Formulare zum Besitzerwechsel und zur Registrierung ausgefüllt, das Geld übergeben, und per Telefon die Versicherung abgeschlossen. Mit freundlicher Unterstützung von Karl. Und zack! haben wir ein Auto. Der Van hat zwar hinten und an der Seite eine ordentliche Delle, aber der TÜV ist noch 6 Monate gültig, er hat nur 142000 km und schaut sonst ganz ok aus. Hinten drin steht ein festeingebautes Bett anstatt der beiden Sitzreihen, was ich fast schade finde, denn so kann man nie jemanden mitnehmen.
Zu Silkes Wohlwollen konnten wir auch günstig eine Cafetera erstehen – so ist auch unterwegs der Morgenkaffe gesichert.
Am nächsten Abend treffen wir uns mit Jules, Andrew und Jim zum Abendessen. Neben Karl die ersten der alten Bekannten, welche ich wiedersehe.
Die meiste Zeit verbringen wir momentan im Warehouse und im Supermarkt, um Ausrüstung und Verpflegung für unterwegs zu besorgen. Karl und Stacy borgen uns die Hälfte der Sachen die wir so brauchen: 2-flammiger Kocher mit 7kg Gasflasche, Bettzeug, kleine Kühlbox, Straßenkarten, Campingstühle, und sparen uns damit eine Menge Geld.
Am Montag ist Eiskunstlaufen angesagt. Jane ist angehende Olympiasiegerin, und in ihrem Club ist große Weihnachtsshow angesagt. Von kleinen Zwergen in lustigen Kostümen bis hin zu Nationalteammitgliedern zeigen diverse Gruppen, was sie so können. Sehr unterhaltsam.
Am Dienstag kommt dann auch endlich Silkes neuer Rucksack an, ein Gregory Palisade 80, den uns eine Bekannte aus den USA mitgebracht hat. Jetzt sind hoffentlich die Probleme mit den nicht passenden Hüftgurten vom Tisch. Zudem war er mit ca. 180Eur ungefähr 90Eur billiger als zu Hause in Deutschland.
Wir färben Silke am Nachmittag noch mit Henna in “Apfelrot”, gehen abends mit den anderen noch einmal klettern, und kommen dann am Mittwoch Nachmittag, nach einigem gepacke, endlich los.
Unterwegs nach Norden
Es geht Richtung Ostküste nach Norden, genau entgegengesetzt der Route, welche im Lonely Planet beschrieben ist. Sorgt für lustigen Blätterspaß. Die erste Nacht können wir bei Jim in Matakana übernachten. Er hat ein schickes Holzhaus, etwas Land am Hang mit Hühnern, Obst- und Zitronenbäumen sowie mehreren Bienenvölkern. Silke wäre am liebsten gleich da geblieben. Netterweise konnten wir seinen Ofen benutzen, und eine Ladung leckere Haferflocken-Rosinen-Kekse backen.
Unsere weitere Route ist dann ungefähr diese: Leigh-Matapouri-Cape Brett-Russel-Paihia-Kerikeri-Kaitaia-Omapere-Baylys Beach-Waipoua Forest-Helensville-Auckland.
Es ist mittlerweile gar nicht mehr so einfach, kostenlose und nette Stehplätze zum übernachten zu finden. Auf den meisten Rastplätzen am Straßenrand ist es verboten, meist auch an den Parkplätzen am Strand. Am “Sandy Beach” bei Matapouri haben wir Glück, und können morgens nach dem aufstehen in fetten Wellen unsere Neos und Bodyboards einweihen. Beim Cape Brett stehen wir versteckt an einer kleinen Bucht, in welcher nur ein paar Segler liegen. Die fahren zwar regelmäßig mit ihren kleinen Motordingis an Land, um sich die Beine zu vertreten und ihre Hunde Gassi zu führen, aber ab Abends herrscht Ruhe, und wir bekommen einen klasse Sonnenuntergang hingesetzt.
Russel und Paihia in der Bay of Islands sind ziemlich touristisch. Ein Dormbett im Hostel soll 35NZD kosten, Handtuch und WiFi noch extra. Gut das wir in unserem Auto pennen. Überhaupt sind die Preise hier echt hoch bis hin zu exorbitant. Das Treaty House in Waitangi gleich neben Paihia will mal eben 25NZD Eintritt. Für Neuseeländer ist es umsonst. Wie bitte soll man sich denn als Backpacker sowas leisten können? Touren in die Bay of Islands schlagen mit 100NZD zu Buche, Kajak ausleihen 55NZD für den Tag.
Wir fahren also weiter nach Kaitaia, von wo aus man normalerweise selber oder per Tour ganz nach Norden, zum Cape Reinga, aufbricht. Dort wollen wir eigentlich 3 Tage trekken gehen. Aufgrund schlechter Wettervorhersagen (Regen und Zyklon) und neuerlichen Knieprobleme meinerseits blasen wir das ganze ab. Und da wir auch nicht unbedingt nach ganz oben müssen, nur um dagewesen zu sein, gehts ab hier wieder südwärts die Westküste runter. Immerhin sind die Boards schon wieder ganz trocken. Wir mieten uns, zum ersten Mal, in einem Motorcamp/Campingplatz ein. Für günstige 16NZD p.P. für uns und das Auto. Dafür gibts zur Abwechslung mal eine echte Küche mit Toaster und Co. Am nächsten Morgen parken wir auf dem 100 Meilen langen Strand und werfen uns in die – leider ganz gut kalten – Wellen. Westküste eben. Es sind auch eine gute Menge Surfer im Wasser, so das wir auch noch ein bißchen was gezeigt bekommen.
Als nächstes stehen die Kauriwälder auf dem Programm. Es gab mal ziemlich große Kauriwälder auf der Nordinsel, aber vor ca. 35000 Jahren sind die meisten verschwunden, keiner weiß warum. Jetzt stehen nur noch vereinzelt ein paar der massiven Bäume (der größte hat einen Umfang von gut 16m!) in diesem Waldgebiet. Das zieht natürlich Touris an, so das wir mal wieder herrlich Kino haben während wir vor einem der Kauris sitzen.
Nachfolgend im Kaurimuseum etwa 1h Fahrt entfernt dann der nächste Frustschub. Es werden mal wieder 25NZD Eintritt verlangt. Schön, dann werden wir uns hier in NZ eben keine Kultur und Museen antun, sondern einfach von einem Kletter- und Surfspot zum nächsten fahren. Echt krass, am liebsten wären wir direkt weiter nach Asien geflogen in dem Moment. Also fahren wir weiter zurück nach Auckland und zu Karl, während es passgenau zu regnen anfängt, in der Hoffnung, das es Richtung Süden irgendwie besser wird.