NP Huerquehue
Stephan | 20. November 2011 | 10:17Nach 1h und der obligatorischen Schotterstraße kommen wir am Parkeingang an. Hier löhnen wir brav unsere 4000 Peso Eintritt pro Person (ca. 8 USD), und wundern uns nicht, das der offizielle CONAF Posten keine Karten des Parks vorrätig hat. Braucht man ja auch nicht, sei alles markiert. Na denn. Ach ja, und der eine Weg sei gesperrt wegen Schnee, und der Weg hoch zum San Sebastian sei aus dem gleichen Grund unbegehbar. Nun, dann waren Britta und Andreas (welche wir von der Osterinsel kennen und in Pucon wiedergetroffen haben) wohl in einem anderen Park zelten und wandern.
Wir schließen uns auf dem Weg zum Campingplatz “Olga” spontan mit Yvonne, einer Holländerin zusammen. Sie ist allein unterwegs, hat ihr gutes Hilleberg Zelt dabei, und ist sich bei dem Wetter nicht mehr so sicher ob sie wirklich zelten will. Da wir einen Schlafplatz im Haus von Olga gebucht haben, auch wegen Silkes Erkältung, will sie dort mal fragen ob noch was frei ist. Sie reist für 4 Wochen durch Chile, allein und mit Zelt.
Unser ‘kleines Zimmer mit Bett’ stellt sich als Zelt mit eingelegter Doppelmatratze auf dem im Ausbau begriffenen Dachboden von Olgas kleinem Haus heraus. Die Wände der ‘Zimmer’ sind noch ein Lattengerüst. Aber es macht einen gemütlichen Eindruck. Im Nebenzimmer hat Felipe, ein Ami, sein Lager aufgeschlagen. Er ist nach einem ersten kurzen Besuch vor ca. 2 Wochen wieder zurückgekommen, weil es ihm hier gefallen hat. Jetzt hilft er gegen Kost und Logis, den Zeltplatz für die Saison vorzubereiten. Beruflich macht er in den Staaten vogelkundliche Zählungen – ab da war er der neue beste Freund von Silke und Yvonne. Letztere hat dann noch die Schlafcouch bekommen, welche auch oben stand, so das wir alle warm und trocken untergebracht waren.
Nachdem wir uns eingerichtet haben, machen wir, in lockerem Zusammenschluß mit Yvonne, auf den ersten der 2 (begehbaren) Wanderwege, welche der Park zu bieten hat.
Begrüßt werden wir mit folgendem Anblick: Da fühlt man sich gleich wirklich willkommen…
Es geht nach kurzer Zeit ganz schön steil nach oben, garniert mit einem ordentlich verschlammten Weg. Gut das überall Bambus wächst, und so greifen wir uns jeder einen trockenen Bambusstecken als Wander- und Balancierhilfe.
Wir laufen durch schönen Wald in Richtung der hochgelegenen Lagunen, und unterwegs sind auch noch 2 Wasserfälle zu bestaunen. Die Snackpause an der obersten Lagune ist leider etwas kalt, da der Wind genau auf unsere kleine Lichtung am Ufer bläst. Da hilft auch der Schokoladengeschmacksvergleich nicht weiter. Wir machen uns also wieder auf die Socken, vorbei an weiteren kleinen Bergseen wieder Richtung Schlammrutsche nach unten. Wieder zurück bei Olga machen wir uns in der kleinen Küche auf dem Holzgefeuerten Herd erstmal einen Tee und später was zu essen. Felipe lernt, das man Brot ohne Ei macht, und das Linsen eingeweicht werden müssen. Naja, dafür kennt er mittlerweile fast jeden Vogel hier, und kann die bei ihm zu Hause am Gesang erkennen.
Für den nächsten Tag haben wir uns eigentlich die Besteigung des San Sebastian vorgenommen. Britta und Andreas meinten, es sei trotz ein wenig Schnee durchaus machbar. Um 0630 werde ich dann aber vom Regen geweckt, welcher aufs Dach prasselt. Auch gut, denke ich mir, und drehe mich wieder um. Nach dem Frühstück hat es immer noch nicht aufgehört, was Silke jedoch nicht davon abhält, den heutigen Tag zum Regenwandertag zu erklären. Toll, warum hab ich Depp auch meine Regensachen eingepackt! Aber Silke läßt sich von meiner mangelnden Motivation nicht beirren, sie braucht Bewegung und ich damit auch. Da es schon zu spät ist, um ganz nach oben zu gehen, wollen wir nur bis zum Abzweig des Weges zum San Sebastian hoch, und dann den offiziellen Loop zurück. Der Weg steigt stetig und ganz ordentlich an, durch den Wald bekommen wir aber glücklicherweise nicht so viel Regen ab. Hier fängt übrigens dann mein linkes Knie an zu schmerzen, aber zu diesem Zeitpunkt denke ich noch, das ich mich erstmal warmlaufen muß. Ein Irrtum wie sich später herausstellt.
Oben am Abzweig zum Gipfel stehen wir plötzlich auf einer Wiese, die irgendwie irischen Hochmoorcharakter hat. Es ist neblig, regnet und der Wind pfeift ziemlich. Vom Berg nix zu sehen, und auch die Kondore die es hier gibt sitzen sicherlich entspannt im warmen Nest. Also weiter auf den Rückweg und ab in den schützenden Wald. Beim Abstieg wird mein Knie schlimmer, ich kann es kaum belasten manchmal, und gehe deshalb schon mit 2 Stöcken. Langsam humpeln trifft es wahrscheinlich besser. Ich bin ziemlich froh, als wir, mit einer kurzen Snackunterbrechung, wieder unten auf dem Hauptweg ankommen. In der Ebene habe ich zum Glück keine Probleme mit dem laufen.
Zurück bei Olga stellen wir unsere nassen Stiefel und Socken am Ofen ab, kochen uns einen Tee und überlegen uns, ob wir noch einen Tag bleiben wollen, da es bei Regen eh nicht auf den Vulkan geht. Aber nochmal hoch zum San Sebastian hieße, fast den ganzen Weg von heute nochmal zu laufen, und darauf haben wir dann beide keinen Bock. Von meinem Knie mal ganz abgesehen. Also beschließen wir, am nächsten Tag zurück nach Pucon zu fahren und zu schauen, wie sich das Wetter so entwickelt.
Und als hätte ich es nicht geahnt, wachen wir morgens bei strahlendem Sonnenschein auf, woraufhin Yvonne fröhlich verkündet, sie werde dann heute mal auf den San Sebastian hochlaufen, oder es zumindest versuchen. Tja, so kanns gehen.