Der höchste See der Welt und die Sonneninsel
Silke | 25. September 2011 | 19:29Als der Bus uns bei Regen nach einem alltäglichen Grenzübertritt von Peru nach Bolivien (Alemania? Ah – Lukas Podolski!) in Copacabana ablädt, ist uns sofort klar: hier liegt ein Fehler vor. Keine Samba-Rhythmen, keine Sonne, keine knappen Bikinis. Dafür Wollhandschuhe und Anhänger im Straßenverkauf, und ein über Lautsprecher ins angrenzende Umland übertragener Gottesdienst. Laut! übertragener. Auf das in diesem christlichen Lande auch die letzten verstehen: wenn ihr nicht in die Kirche kommt, kommt die Kirche eben zu euch!
Im vollmundig klingenden Emperador steigen wir für die Nacht ab. Wir zerschlagen ungern eure Tagträume von adretten Liftboys und aparten Zimmermädchen. Kann man aber für so ca. 8USD die Nacht fürs DZ mit BP auch nicht erwarten. Die Betten waren aber einigermaßen ok. In der kleinen Gemeinschaftsküche im Innenhof haben wir dann aber nur schnell mit verschlossenen Augen Teewasser heiß gemacht.
Tag 1:
Also ab auf die Sonneninsel, Isla del Sol. Nach der Inkalegende wurde dort sogar die Sonne geboren. Als wir uns bei Regenwetter am Hafen einfinden kommen wir uns also schon zum 2. Mal irgendwie veräppelt vor. Es ist diesig und kühl, während wir über den See schippern und die Motorabgase sich mit der Seeluft mischen. Doch siehe da, bei unserer Ankunft 2h später haben sich die Wolken verzogen, die Sonne lacht vom blauen Himmel auf uns herunter (wer hat die Sonnencreme eingesteckt?), und der Titicacasee präsentiert sich als tiefblauer Mittelmeerkonkurrent. Wir sind ganz oben im Norden, in Challapampa. Ein winziges Nest mit ein paar winzigen Läden und einer Handvoll Unterkünfte. Nach einigem Herumwandern landen wir in einer Art Kommune, wo wir für eine Nacht ein kleines Lehmhäuschen beziehen. Die Zimmer und Häuser sind alle verziert und bemalt, und draußen steht ein einfacher Tisch mit Bank und ein paar Stühlen.
Wir machen uns auf Richtung Norden, um uns die dortigen Inkaruinen anzusehen. Außerdem gibt es dort auch noch einen Heiligen Stein, und generell ist das Gebiet im Norden den Inkas heilig gewesen, da dort die Sonne geboren wurde, so das jedes Jahr dorthin gepilgert wurde. Durch unsere Zimmersuche haben wir clevererweise den Gruppen einen genügend großen Vorsprung gegeben, so das wir alleine unterwegs sind. Es geht vorbei am örtlichen Hausstrand ein bißchen hoch in die Berge/Hügel. Am Anfang des Weges steht dann plötzlich ein Typ, welcher uns Tickets für selbigen verkaufen will. Wir hatten zwar gehört, das es was kosten soll, aber das kommt uns dann aber etwas komisch vor. Leicht gereizt und Abzocke vermutend diskutieren wir eine kleine Weile, lassen uns dann aber überzeugen das er der offizielle Ticketmaster ist. Von oben glitzert der See tiefblau im Sonnenlicht, und man hat eher das Gefühl, am Mittelmeer zu sein denn auf 4000m.
Tag 2:
Wir machen uns auf, um das südliche Ende der Insel zu erwandern. Dort ist der zweite Hafen der Insel, und unser Abfahrtspunkt zurück nach Copacabana. Im Guidebuch steht etwas von 6h oder so, und wir sehen zu das wir zügig loskommen, um nicht unser Boot am Nachmittag zu verpassen. To cut a long story short (und zwar im wahrsten Sinne!) – wir sind nach guten 2 Stunden entspannten schlenderns, und der obligatorischen Wegezollzahlung, im Hafendorf angekommen. Häh? Das Dorf selber liegt oben auf einem Bergkamm, und es reihen sich so viele Pizza anbietende Restaurants aneinander, das man zum einen überlegt, ob man nicht zufällig doch in Sizilien ist, und zum anderen gar nicht wissen will, was für Touristenhorden hier zur Hochsaison durchziehen, um eine solche Zusammenballung von Pizzabuden zu bewirken.
Wir picknicken unsere Wegzehrung ein wenig außerhalb, und gehen dann die 1000 Stufen hinunter zum Hafen. Leider gibt es nicht viele Möglichkeiten, um die fehlenden Stunden bis zur Abfahrt rumzubringen. Eine launige Abwechslung ist die Touristengruppe, die mit Führer aufschlägt, sich zu einer undurchdringlichen Menschentraube vor der Treppe zusammenherdet, den Weg nach oben erklärt bekommt, gefühlte 954 Fotos mit einer Plastikinkakönigstatue schießt und dann erstmal in einem der Restaurants verschwindet. Ob deren Essen so grottig war, wie das unsere, welches wir im Restaurant trotz vorsichtigen Pre-checks vorgesetzt bekamen, konnten wir nicht mehr herausbekommen. Unser Boot fuhr dann schließlich doch noch. Und so kamen wir dann gegen abend wieder in Copacobana an und bezogen unser altes Hotelzimmer.