Puno, Uro Inseln und Sillustani
Stephan | 23. September 2011 | 10:38Puno war eigentlich nur ein Zwischenstopp auf dem Weg nach Bolivien. Auszeichnen tut es sich auch nur durch die Lage direkt am Titicacasee, sowie eine gepflasterte kleine Touristenmeile mit den üblichen Restaurants und Bars – und, zur Abwechslung, ein paar Wechselstuben, welche der Nähe zur Grenze geschuldet sind. Die meisten Touristen nehmen den Weg La Paz – Copacabana – Puno oder umgekehrt.
Zu sehen gibt es in der Stadt nicht viel, das “Highlight” sind die schwimmenden Uro Inseln ca. 5km vor Puno, sowie die Grabtürme von Sillustani, ca. 30min Richtung Cusco. Uns hält es nicht gerade in Puno, also entscheiden wir uns für quick and dirty und planen beides für den nächsten Tag ein. Morgens die Inseln auf eigene Faust, nachmittags die Ruinen als Tour. Bis dahin bleiben wir im Puma Backpacker Hostel, welches im Internet ganz gut abgeschnitten hat. In der Realität fällt es aber eher in die Kategorie “ok”; mit der gelobten Freundlichkeit der Besitzerin ist es nicht so weit her, und die gepriesenen Pancakes am Morgen sind leider nur einer, und der liegt hauchdünn und kalt auf dem Sammelteller in der Küche (wir nehmen uns dann irgendwann einfach einen). Naja, kein großer Akt, aber manchmal fragt man sich, was sich die Leute bei ihren Bewertungen auf Tripadvisor zB. so denken. Da liest man Sachen wie “leider laut und keine warme Dusche, aber schöne Bilder an den Wänden, also doch in Ordnung und empfehlenswert”. Bitte?
Die Uro Inseln
Wir machen uns morgens auf den Weg zum Hafen, wo man auch ohne Tour ein Boot auf die Inseln nehmen kann. Leider müssen wir fast eine Stunde warten, denn der Kahn fährt erst wenn er voll ist. Tja, individuell organisieren ist zwar manchmal billiger, aber oft nicht schneller. Gemütlich schippern wir dann bei gutem Wetter Richtung Inseln. Als sich der Schilfkanal weitet, sehen wir zu meinem Erstaunen nicht so 3 oder 4 Inselchen, sondern richtig viele. Es sind über 70 wie wir später erfahren. Auf jeder stehen ca. 4 bis 6 Hütten. Wir steuern mittlerweile eine in der Mitte an; andere Boote die unterwegs sind fahren jeweils zu anderen Inseln. Da auf jeder Insel eine Familie (ggf. mit den Familien von Bruder oder Schwester) lebt, wird so keine benachteiligt. An “Land” wird uns vom Inselchef erklärt, wie die Inseln gebaut werden (2x2m Blöcke schwimmendes Schilfwurzelgeflecht werden woanders im See abgesägt, transportiert, zu einer Insel zusammengebunden und mit Schilf als Boden belegt), wie die Familien leben (Fischfang und Tourismus), wie sie sozial organisiert sind. Nach knapp 15 min kann man dann die Insel erkunden – sprich die Verkaufsstände vor den Hütten. Hier werden Handarbeiten und allerlei andere hübsche Souvenirs angeboten. Der Clanboß ist ganz glücklich als wir ihn noch wegen ein paar Sachen zum Inselbau fragen; er meint das die Touristen oft noch nicht mal ein Wort seiner (spanischen) Erklärungen verstehen und ihn nur leer anschauen, geschweige denn mal was fragen.
Es folgt eine Fahrt im historischen Schilfboot rüber zur “Kantineninsel”. Hauptattraktion hier ist ein Loch im Inselboden, in dem ein paar ordentliche Forellen ihre Kreise ziehen. Selbige werden dann in den beiden Imbißbuden nebenan zum Verzehr angeboten. Wir verzichten, auch ob der Preise, und warten auf unser Boot für die Rückfahrt. Nach 30 min gehts dann in entspanntem Tempo wieder zurück nach Puno.
Sillustani
Wir haben noch etwas Zeit bis unsere Tour losgeht, also suchen wir uns erst mal was zu futtern. Es gibt den Klassiker: Suppe, Hühnchen und Reis.
Danach ab zur Agentur, um denen zu sagen, das wir nicht am Hostel abgeholt werden brauchen – wir haben nämlich keine Lust, jetzt noch mal den Berg hochzulatschen. Am Hauptplatz sammelt uns dann ein schicker neuer Minibus ein, welcher halbleer ist.
Fein, denken wir uns, mal nicht so viele Leute. 100m weiter vor einem Hotel steigen mindestens 7 ältere Holländer ein, und ein paar Amis.
Fein, denken wir uns, nur ein voller Bus ist ein guter Bus. Ein bißchen den Berg hoch steigt dann auch unser Guide zu, und ab gehts Richtung Sillustani.
Unser Guide spricht gutes Englisch, und erklärt zweisprachig, was uns erwartet. Wir seien auf 4000m, und der Weg den Grabhügel rauf würde bis auf über 4100m gehen. Er würde es also vorsichtig mit uns angehen. Gesagt getan. Wir gehen 5min, um dann 10min zu pausieren und seinen Erklärungen zu lauschen. Zwischendurch immer die Frage, ob alles ok sei. Nun, auf einem sanft geneigten Pfad langsam nach oben zu schlendern und alle 50m anzuhalten ist jetzt nicht so die Hürde. Das Beste kommt aber noch, als er uns beide fragt (wohl weil wir immer vorneweg gehen), wie wir denn das “hiking” bergauf finden würden. Uns gelingt eine höfliche Antwort…
Aber das fällt eher in den Bereich amüsant und ist nicht schlimm. Und die Erklärungen sind wirklich in Ordnung, und immer überlappend zwischen Englisch und Spanisch gewechselt.
Die Grabtürme selber sind dann gar nicht so zahlreich, und reichen von relativ groben 2,50m hohen Bauten bis zu 10m hohen Konstruktionen im feinsten Inkabaustil. Vom “Gipfel” aus hat man auch einen famosen Blick über den dahinter liegenden See mit Insel in der Mitte. Nach 15min ‘Freizeit zum entdecken’ gehts dann bequem über Treppen wieder runter zum Parkplatz. Auf der Rückfahrt schnacken wir ein wenig mit dem Guide, welcher uns ein bißchen was dazu erzählt, wie es hier so mit zusammenleben, heiraten und so gehandhabt wird, und das die ganzen jungen Mädels mit Kind im Arm nicht ihre kleine Schwester dabei haben, sondern wirklich so viele junge Mädchen schon Kinder haben.
Nach einer halben Stunde werden wir dann vor unserem Hostel rausgelassen, so das uns der Marsch bergauf aus dem Zentrum erspart bleibt.
Alles in allem ein sehr touristisch gefärbter Tag, aber doch schon interessant.
Damit haben wir aber auch die Highlights von Puno abgehakt, und wir entschließen uns, direkt am nächsten Morgen nach Copacabana in Bolivien aufzubrechen.