El Imbabura
Stephan | 11. Juli 2011 | 06:10Nach der unfreiwilligen Akklimatisierungstour gestern liegt heute der erste dicke Brocken der Reise an: der Imbabura, 4609m.
Mit José, Aidas Enkel, Student und nebenberuflich Guide, fahren wir um 0700 mit einer Camioneta (Pickup Truck) hoch zum Wasserreservoir am Fuß des Imbabura (3200m). Natürlich erst, nachdem es lecker Frühstück mit selbstgemachter Marmelade und Pfannkuchen gibt. Ich profitiere von Silkes morgendlicher Appetitlosigkeit, und mampfe ihren Pannekuche gleich mit. Lecker!
Vom Reservoir aus stampfen wir gemessenen Schrittes nach oben. Langsam aber stetig wandern wir bis auf 4000m – hier hat der Aufstieg auf dieser Höhe eher den Charakter einer steilen Wanderung, und es wachsen noch jede Menge interessanter Pflanzen überall.
Ein Erinnerungsfoto am 4000m Schild, immerhin ist alles über 3000m für mich Rekord.
Die letzten paar hundert Höhenmeter wird es dann doch etwas felsiger, und nach ein paar leichten Klettereinlagen stehen wir auf dem Gipfel des Vulkankraters. Und wir haben Glück, trotz vereinzelter Wolken haben wir gute Sicht in jede Richtung. Die beiden Schweizer, die am nächsten Tag mit José hochgehen, werden hauptsächlich in den Wolken sein.
Der Abstieg zieht sich ziemlich. Silke gehts nicht so gut, die Höhe macht sich bemerkbar. Ich habe etwas Kopfschmerzen, aber im Rahmen. Nach insgesamt 8h sind wir wieder unten an der Straße, und eine Camioneta bringt uns zum Hostel. Dort gibt’s erst mal eine Suppe, und dann fallen wir erschöpft aufs Bett, während draußen die Socken und Schuhe auslüften.
Wir stehen eigentlich nur fürs Abendessen auf, und hauen uns danach wieder hin. Die 2 Tage hintereinander haben uns doch ganz schön platt gemacht.
Das besondere an der Imbabura-Besteigung ist eigentlich der Kontrast zu Bergtouren in den Alpen. Wo man im Mont Blanc Gebiet oder im Wallis längst schon das Gurtgeraffel umgeschnallt und das Eisequipment dabei hat, schlendert man hier noch bequem (also bequem gemessen an der dünnen Luft) in ganz normalen Wanderklamotten herum. Auch wo bei uns längst nichts mehr wachsen würde, kann man hier noch lustige Botanik-Lehrstunden abhalten. Zu Beispiel haben wir noch Heidelbeeren vom Strauch gegessen (kleiner und härter als die Kultivierten, aber eindeutig Heidelbeeren), dann gab es eine ganz flachgelegte, kurzstielige weiße Blume, die fast ein ständiger Begleiter war und entfernt an eine Mischung aus Edelweiß und Trockenblumengesteckstudentenblume erinnert hat. Eine Agavenart, die lustige phallusartige Stiele produziert, die am oberen Ende baumwolligen Flausch hatte und dazwischen helltürkise Miniblüten (also ganz im Farbtrend des Jahres…). Dann die Almohadas (Kissen), Moose, die tatsächlich runden, bobbeligen Kissen ähneln und aus harten Blättern bestehen, die mit weißen Minimageritenähnlichen Blumen gespickt sind. Die Dinger waren recht trittfest und wucherten über die Felsen, so dass diese aussahen wie Riesenkissen. Dann noch Würmerfarne. Die sich entrollenden Wedel standen so wie Lemminge in der Landschaft herum und waren rötlich eingefärbt. Alles in allem sah das ganze dann ein bischen so aus wie eine Szene aus Alice im Wunderland im Kleinformat. Bis auf eines: die Moskitos. Beim Abstieg standen in der Graslandschaft des Páramos auf einmal fette, schwarze Moskitos über den Gräsern. Auf Stephans Kommentar hin, was das doch für Riesenviecher seien, meinte unser Guide nur lapidar: „Estas son los pequenos!“ (Das sind die Kleinen!). Man darf also gespannt sein, was Fauna und Flora noch so bereit hält.
Wie Stephan ja bereits erzählte, hatte ich seit dem Abstieg mit Höhenproblemen zu kämpfen, die leider auch bei erreichen des Hostales noch anhielten. Ich haben einen Teil davon auf meine geringere Energiezufuhr geschoben und mir dann erstmal eine Suppe bestellt- was Festes ging gar nicht. Leider wurde mir beim Essen schlecht, und die Senora meinte dann, sie hätte was für mich. Ein „secreto“ gegen die Höhenkrankheit. Sprach´s und kam einige Zeit später mit zwei Eiern (frischen) wieder. Beide mussten von Stephan geschüttelt werden. Testergebnis:unauffällig. Keine Geräusche. Nada. Dann fing sie an mir das eine Ei über Kopf, Stirn, Scheitel, Rücken und Brust und Magen zu rubbeln. Eine ganze Weile lang. Dann musste Stephan das Ei wieder Schütteln. Und erstaunlicherweise klakkerte es jetzt wild im Ei. Sie erklärte, das sei eine alte Heilmethode der Schamanen. Die Krankheit sei jetzt im Ei. Das Ganze musste nur noch entsorgt werden. Deshalb marschierte sie mit uns im Schlepptau zum nächsten Klo, schlug das ei auf, und in die Schüssel. Spülen. Fertig. So einfach ist das. Und lacht nicht: ein paar Kopfschmerzen hatte ich noch., aber ich war schlagartig nicht mehr so schlapp und fertig mit der Welt! Also, wenn´s euch schlecht geht, einfach mal mit einem Ei abrubbeln!
Herzlichen Glückwunsch zum ersten 4-Tausender. Wie ich euch kenne und eure geplanten Routen in Erinnerung habe werden in absehbarer Zeit noch höhere Berge folgen, auch wenn ihr zwischenzeitlich wieder auf Meereshöhe seid. ( siehe Galapagos-Inseln).
Danke schön!!!! Aber der erste war´s für mich nicht: das Weißmies im Wallis war der Erste, der Thorung La Paß in Nepal auf der Annapurna Runde war über 5500 hm hoch…. Aber der kleine Stephan hat das erste Mal dünne Luft geatmet…. (wenn man von der Caban de Dix absieht, aber da waren wir unter 4000…)
Hey ihr zwei,
liest sich alles prima .. wie ein Roman!
Dann kann man gemütlich eine Tasse Kaffee schlürfen und mit euch die Berge besteigen und den Ausblick genießen. Mir ging echt ein bißchen die Fantasie durch. Sehr fein!
Hoffe euch geht es gut und es einigermßen so wie ihr es euch vorgestellt habt. Das mit der Höhenluft und den damit einhergehenden Weh-Wehchen (komisches Wort) gibt sich ja mit der Zeit, aber das wisst ihr ja eh schon. Höhentraining im Urlaub = besser geht’s ja nicht.
Viele liebe Grüße an euch zwei und genießt jeden Moment dieser „Freiheit“!
Ich bewundere euch auch ein bißchen, ob eures Mutes. Weiß nicht, ob ich sowas machen könnte .. aber es hört sich überirdisch an! =)
Bis demnächst (im Blog),
der Basti
p.s. Ich feu mich echt für euch. =)
Hey Basti,
dann warte erstmal ab bis wir ordentlich Bilder hochladen … 🙂
Danke für die Grüße!
Uns gehts soweit gut, haben uns nur ne Erkältung eingefangen.
Bei dir?
Liebe Grüße